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Die Große Waage
« von: 21.06.12 um 11:42 » |
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Kurz vor dem Endboss muss Murphy die gesammelten Beweisstücke in die Waagschalen legen, um die Tür dahinter zu öffnen. Ich finde sie aus mehreren Gründen sehr interessant. 1) Es spielt keine Rolle, in welche Schale man die Beweise legt, denn was danach kommt, bleibt davon unbeeinflusst. Das zeigt sehr schön, dass Murphy von Anne bereits verurteilt wurde. 2) Selbst wenn man das Urteil beeinflussen könnte, so gibt es keinen Hinweis darauf, wofür die Seiten der Waage stehen. Murphy hat keine Ahnung, was Anne ihm überhaupt vorwirft, und sie gibt ihm auch keine Chance, sich zu rechtfertigen. Sie lässt ihn nie ausreden und erklärt ihm nichts. Was seine eigenen Schuldgefühle angeht, fällt es ihm spürbar schwer, sich selber zu beurteilen, was ist richtig und was ist falsch. 3) Dass Murphy die Beweise überhaupt selber in eine der Schalen werfen muss, spricht auch Bände. Zum einen, weil für ihn Zugang zur Absolution nur möglich ist, indem er sich seine Schuld eingesteht - er hat zwar ein anderes Bild davon als Anne, aber trotzdem fühlt er sich verantwortlich. Zum anderen hegt Anne Rachegelüste. Sie hätte Murphy mit Leichtigkeit einfach umbringen lassen können, schließlich war Sewell sicherlich nicht der einzige korrupte Wärter und spätestens, als sie ihm auf dem Boot ausknockt, hätte sie die Chance gehabt, es zu beenden. Was macht so eine Rache aber erst sinnvoll? Wenn derjenige, an dem man sich rächt, das auch mitbekommt und versteht, warum er es verdient hat. Murphy muss erst mit Anne in sofern auf eine Stufe gebracht werden, als dass er seine Tat zugibt und sich ihrem Urteil beugt, daher ist seine Einwilligung ihr wichtig. 4) Es ist nicht möglich, die Beweisstücke ungleich zu verteilen. Es müssen alle nach rechts oder alle nach links. Das zeigt, dass es kein Wenn und Aber mehr gibt, keine Ausflüchte, Ausreden oder Entschuldigungen. Ich denke beide, sowohl Murphy als auch Anne, haben im Herzen den Wunsch nach einem eindeutigen Urteil über Murphy. Murphy hat sich ja bis dahin immer eingeredet, er sei auch nur Opfer der Umstände gewesen usw., aber es nagt doch noch an ihm und er verlangt Klärung. Er kann nicht nur ein bisschen schuldig sein, entweder, ihn trifft keine Schuld oder es ist komplett seine Schuld. Im gewissen Sinne ist Anne für ihn wirklich eine Erlösung, da sie ein Urteil über ihn fällen wird, wozu er selber sich außerstande sieht. Auch von Annes Seite aus ist der Wunsch nach Eindeutigkeit zu spüren. Murphy ist für sie das absolute Monster, sie lässt keine andere Sichtweise an sich heran, will ihm keine Chance geben, sich zu erklären, da das ihre ohnehin schon geschwächte Entschlossenheit in Gefahr bringen würde. Ließe sie eine Möglichkeit zwischen Schwarz und Weiß gedanklich zu, würde sie erkennen müssen, dass ihre Rache sie nicht erlösen wird, sondern sie dadurch letztlich auch nur eine Mörderin wäre, sie wäre das, was sie in Murphy verabscheut. (Wie das Reversal Ende sehr schön zeigt.)
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« Zuletzt bearbeitet: 21.06.12 um 11:55 von WHOLE » |
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Furorwolf
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Re: Die Große Waage
« Antwort #1 von: 21.06.12 um 16:55 » |
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Es würde für mich mehr Sinn machen, wenn man verschiedene Objekte aus dem gesamten Spielverlauf (nicht nur kurz vor Ende) sammeln und in die Waagschalen legen müsste. Ein paar Murphy entlastende Dokumente, so dass es ausgeglichen wirkt. Bis das letzte Objekt in die Schale geworfen wird und die Sache besiegelt. Und Murphy der Begebung nicht entgehen kann (beim ersten Durchgang des Spiels). Ja, da wäre sehr viel mehr drin gewesen bei dem Titel. *nörgel*
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